Berlin. Brauchen Pflegekräfte mehr Unabhängigkeit in ihrer Pflege? Ja, wir legen Wert auf die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegeorganisationen. Kann das Pflegekompetenzgesetz (PKG) von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Weg für eine Aufwertung der Pflege ebnen?
Das behaupten Organisationen wie der Deutsche Pflegeberufsverband (DBfK) und der Demokratische Ärzteverband (vdää). Der PKG-Gesetzentwurf sieht vor, dass Pflegekräfte erweiterte Kapazitäten in den Bereichen Diabetes, Demenz und chronische Wundversorgung übernehmen können. Doch gleichzeitig müssten die Vertragsärzte weiterhin darüber entscheiden, ob sie diese Fähigkeiten nutzen, heißt es in einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung.
„Nutzen Sie Ihre pflegerischen Fähigkeiten stärker“
Insbesondere in der ambulanten Pflege besteht jedoch Bedarf an einem stärkeren Einsatz personeller Ressourcen und Kompetenzen. Die von Community Health Nurses (CHNs) bereitgestellte „Primärversorgung“ hat das Potenzial, Versorgungslücken zu schließen, die Prävention zu verbessern, den Pflegebedarf zu verringern und langfristig Kosten zu senken. „Dieser große Blockbuster ist noch nicht im PKG-Entwurf enthalten“, kritisierte DBfK-Bundesgeschäftsführer Dr. John Rogers. Bernadette Clapper.
Ärzteverbände wie die Marburger Gesellschaft und der Hausärzteverband stehen Plänen zum Ausbau der Ärztekapazitäten skeptisch gegenüber. So erklärte beispielsweise die Marburger Band, dass interprofessionelle Zusammenarbeit wichtig und richtig sei. Es macht jedoch keinen Sinn, Aufgaben von einer Berufskategorie auf eine andere zu übertragen. Der Hausärzteverband hatte vor einer drohenden „Deprofessionalisierung“ der Medizin gewarnt.
Kritik an paradoxen Reaktionen
Michael Janßen, Direktor des vdää, lehnte ab. Es sei „paradox“, dass Mediziner zwar über Überlastung klagen, „die aber andererseits den Kompetenztransfer auf andere Berufsgruppen behindert“. Die Stärkung des Pflegeberufs muss gegebenenfalls auch gegen den Widerstand der organisierten Gesundheitsberufe erfolgen.
Dr. Herr Udo Puteanus vom Demokratischen Apothekerverband betonte, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal, Ärzten und Apothekern aus Sicht der Sicherheit der Arzneimitteltherapie bei älteren und multimorbiden Patienten (AMTS) unerlässlich sei. „Eine starke AMTS-Struktur und ein multidisziplinäres Team sind erforderlich, um Risiken zu minimieren und die Qualität der Pflege sicherzustellen.“