/BMG, Heinl
Manaus/Berlin – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat vor der Gefahr einer weiteren Zerstörung des Regenwaldes gewarnt. „Regenwälder sind für die Weltgesundheit von großer Bedeutung“, sagte der SPD-Politiker bei einem Besuch im brasilianischen Amazonasgebiet im Beisein des Deutschen Ärzteblatts und weiterer Journalisten.
Die Menschen in dieser Region spürten die Auswirkungen des Klimawandels. Die medizinische Versorgung sei derzeit unzureichend, Schiffe könnten Patienten nicht erreichen und Schüler könnten aufgrund der „unglaublichen Dürre“ nicht zur Schule gehen.
Angesichts von Tropenkrankheiten und Zoonosen würde der Zusammenbruch der Regenwälder auch die Gesundheitsbedingungen weltweit verändern, sagte Lauterbach. Hierzu zählt beispielsweise das Dengue-Fieber. In diesem Jahr hat die Zahl der Dengue-Fieber-Fälle ein Allzeithoch erreicht. Nach Angaben des ECDC ereigneten sich 9,5 Millionen der 13 Millionen in diesem Jahr registrierten Dengue-Fälle in Brasilien.
Auch das Oroporchi-Virus, eine weitere durch Mücken übertragene Krankheit, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Kürzlich wurde über die erste vertikale Übertragung berichtet. Wie Forscher des brasilianischen Fiocruz im Deutschen Ärzteblatt berichteten, habe das Virus genetische Mutationen erfahren. Weitere Forschung zur Überwachung und Impfung schwangerer Frauen ist derzeit erforderlich.
Er forderte daher, dass sich das nächste G20-Gesundheitsministertreffen in Rio de Janeiro auch mit der Frage befassen solle, „wie wir unsere Regenwälder besser schützen können, um die globale Gesundheit besser zu schützen“. „Ich glaube, wir müssen uns stärker auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels konzentrieren, damit die Menschen verstehen, dass der Klimawandel sie direkt betrifft.“
Lauterbach glaubt, dass im Regenwald Potenzial für die Entwicklung neuer Medikamente besteht. Vincristin stammt beispielsweise aus dieser Region. „Wir nutzen die Regenwaldressourcen immer noch zu wenig für pharmazeutische Zwecke.“ Künstliche Intelligenz bietet die Möglichkeit, das zu ändern.
Beim heute eröffneten G20-Gesundheitsministertreffen wird es insbesondere um das Pandemieabkommen gehen, das ursprünglich im Mai letzten Jahres vereinbart wurde. „Wenn wir das nicht innerhalb der nächsten fünf, sechs Monate schaffen, wird es sehr schwierig“, sagte Lauterbach. Darüber hinaus benötigt der Pandemiefonds neue Mittel.
Auf der Konferenz erläuterte Lauterbach, dass es drei große gesundheitliche Herausforderungen gebe: künftige Pandemien, den Klimawandel und den zunehmenden internationalen Drogenkonsum. Um dem entgegenzuwirken, will Lauterbach mit der gemeinnützigen Organisation FAS (Fundação Amazônia Sustentável) zusammenarbeiten. „Der Kokainhandel ist der neue Feind der Regenwälder und der Gesundheit“, sagte er.
Darüber hinaus ist dies ein entscheidendes Jahr im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen (AMR). Wir brauchen eine internationale Plattform, auf der auch Länder außerhalb der G20 berichten können, welche Ansätze gut funktioniert haben. „One Health darf nicht nur ein Slogan sein, es muss ein klarer Ansatz sein“, sagte Michael Ryan von der WHO. Dieser Satz hört sich gut an, aber letztendlich fühlt sich niemand verantwortlich. © mim/dpa/aerzteblatt.de